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Verbrechen in den 1920er Jahren: Der Mord an Walther Rathenau

Geschichte, Täter, Motiv – Ein Überblick

Im Jahr 1922 wurde der deutsche Außenminister Walther Rathenau Opfer eines politischen Mordes. Der Mord an Rathenau war einer der  Wendepunkte in der Geschichte der Weimarer Republik. Es war der Beginn einer Serie von politischen Attentaten, die das Land in den kommenden Jahren erschüttern sollten.

Bundesarchiv, Bild 183-L40010 / CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Der Mord an Rathenau wurde von Mitgliedern der rechtsextremen „Organisation Consul“ begangen, die sich gegen die Weimarer Republik und ihre politischen Führer wandten. Die Gruppe war eine Art regional geführter Geheimbund. Die Täter handelten aus antisemitischen Motiven und sahen in Rathenau einen Vertreter der jüdischen Finanzelite, die sie für die politischen und wirtschaftlichen Probleme des Landes verantwortlich machten.

Der Mord an Rathenau hatte weitreichende politische Folgen und trug zur Radikalisierung der politischen Landschaft in Deutschland bei. Er wird bis heute als ein dunkles Kapitel in der Geschichte Deutschlands angesehen und ein Angriff auf die Demokratie. Daher spielt die Geschichte der Weimarer Republik vor 100 Jahren auch heute noch eine wichtige Rolle.

Leben von Walther Rathenau

Walther Rathenau wurde am 29. September 1867 in Berlin geboren. Er war ein bekannter deutscher Industrieller, Schriftsteller, Physiker und Chemiker. Sein Vater, Emil Rathenau, war der Gründer der AEG, einem der größten Elektrounternehmen in Deutschland.

Rathenau studierte Chemie und Physik an der Universität Berlin und promovierte 1889. Nach seinem Studium arbeitete er im Familienunternehmen AEG und stieg schnell auf. Im Jahr 1909 wurde er Vorstandsmitglied und später Generaldirektor des Unternehmens.

Neben seiner Arbeit in der Industrie war Rathenau auch ein erfolgreicher Schriftsteller. Er veröffentlichte mehrere Bücher und Artikel über Politik, Wirtschaft und Technologie.

Im Ersten Weltkrieg diente Rathenau als Berater der deutschen Regierung. Nach dem Krieg spielte er eine wichtige Rolle bei der Gründung der Weimarer Republik und wurde 1922 zum Außenminister ernannt.

Politische Karriere

Außenminister der Weimarer Republik

Walther Rathenau begann seine politische Karriere in der Weimarer Republik als Außenminister. Er wurde im Februar 1922 von Reichspräsident Friedrich Ebert in das Amt berufen. Rathenau war ein erfahrener Diplomat und hatte bereits in der Vorkriegszeit wichtige Positionen in der deutschen Wirtschaft und Politik innegehabt.

Als Außenminister setzte sich Rathenau für eine Versöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern ein. Er trat für eine Annäherung an Frankreich und Großbritannien ein und bemühte sich um eine Verbesserung der Beziehungen zu Polen. Seine Politik der Entspannung und Versöhnung wurde jedoch von vielen konservativen Kreisen in Deutschland kritisiert.

Erfüllungspolitik

Rathenau war ein Verfechter der sogenannten „Erfüllungspolitik“. Diese Politik sah vor, dass Deutschland die Bedingungen des Versailler Vertrags erfüllen sollte, um eine Revision des Vertrags zu erreichen. Rathenau glaubte, dass eine Zusammenarbeit mit den ehemaligen Kriegsgegnern Deutschlands notwendig war, um die wirtschaftliche und politische Stabilität des Landes zu gewährleisten.

Im Rahmen dieser Politik unterzeichnete Rathenau im April 1922 den Vertrag von Rapallo mit der Sowjetunion. Der Vertrag sah eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Sowjetunion in wirtschaftlichen und politischen Fragen vor. Die Unterzeichnung des Vertrags wurde von vielen konservativen Kreisen in Deutschland scharf kritisiert.

Rathenaus Politik der Entspannung und Versöhnung sowie seine Erfüllungspolitik machten ihn zu einem umstrittenen Politiker in Deutschland. Seine politischen Gegner warfen ihm vor, ein „Vaterlandsverräter“ zu sein und ihn mit antisemitischen Parolen zu verunglimpfen.

Rathenau blieb jedoch seiner Politik treu und setzte sich bis zu seinem Tod im Juni 1922 für eine Versöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern Deutschlands ein.

Mord und Attentat

Die Täter und ihre Motive

Der Mord an Walther Rathenau im Jahr 1922 wurde von Mitgliedern der rechtsradikalen Organisation Consul begangen. Die Täter waren Erwin Kern und Hermann Fischer, die den Anschlag mit einer Maschinenpistole und einer Handgranate verübten. Das Motiv der Täter war antisemitisch und nationalistisch geprägt. Rathenau, der als jüdischer Außenminister und Architekt der deutsch-sowjetischen Handelsverträge galt, wurde von den Tätern als Verräter des deutschen Volkes betrachtet. Und auch seine Zustimmung zur sogenannten “Erfüllungspolitik” war in einigen Teilen der Bevölkerung umstritten.

Vorwärts Ausgabe / Bild-Archiv Kultur u. Geschichte, München via wikipedia

Der Anschlag

Am 24. Juni 1922 wurde Walther Rathenau auf dem Weg zur Arbeit von den Tätern angegriffen. Er wurde von mehreren Schüssen getroffen und starb noch am Tatort. Der Mordanschlag löste in Deutschland eine Welle der Empörung aus und führte zu politischen Unruhen. Die Regierung verhängte den Ausnahmezustand und ging gegen rechtsradikale Gruppierungen vor.

Die Organisation Consul, zu der die Täter gehörten, war eine paramilitärische Vereinigung, die sich gegen die Weimarer Republik und die Demokratie wandte. Sie wurde von ehemaligen Offizieren und Adligen unterstützt und hatte Verbindungen zu anderen rechtsradikalen Gruppen. Der Mord an Rathenau war ein deutliches Zeichen für die zunehmende Radikalisierung und Gewaltbereitschaft in der politischen Landschaft Deutschlands in den 1920er Jahren.

Reaktionen und Folgen

Politische Reaktionen

Der Mord an Walther Rathenau löste in der Republik eine Welle des Entsetzens aus. Die Sozialdemokraten, die in der Regierung vertreten waren, verurteilten den Mord als politisch motiviert und antisemitisch. Der Reichstag verabschiedete eine Resolution, in der der Mord scharf verurteilt wurde. Die DDP, die Partei von Rathenau, forderte ein Verbot der Organisation Consul, die für den Mord verantwortlich war.

Die Justiz leitete umgehend Ermittlungen ein und konnte die Täter schnell identifizieren. Die Verschwörer, angeführt von dem Offizier Hermann Ehrhardt, wurden vor Gericht gestellt und verurteilt. Die politischen Hintergründe des Mordes wurden jedoch nicht vollständig aufgeklärt.

Gesetz zum Schutz der Republik

Der Mord an Rathenau führte zu einer Verschärfung der politischen Atmosphäre in der Republik. Die Regierung unter Joseph Wirth reagierte mit einem Gesetz zum Schutz der Republik, das die Verbreitung von extremistischem Gedankengut und die Bildung paramilitärischer Organisationen verbot. Das Gesetz wurde von der Mehrheit des Reichstags unterstützt und trat im August 1922 in Kraft.

Das Gesetz zum Schutz der Republik ist bis heute ein Symbol für den Kampf gegen den Extremismus und für die Verteidigung der demokratischen Werte. Es ist auch ein Mahnmal für die Opfer des Mordes an Walther Rathenau und für die Notwendigkeit, die Demokratie zu schützen und zu verteidigen.

Rathenaus Vermächtnis

Sein Vermächtnis besteht darin, dass er sich für eine Versöhnung zwischen Deutschland und seinen ehemaligen Kriegsgegnern einsetzte und sich für eine friedliche Lösung der politischen Konflikte aussprach. Er erkannte frühzeitig, dass der Bürgerkrieg in Deutschland eine ernsthafte Bedrohung für den Wiederaufbau des Landes darstellte und setzte sich für eine friedliche Lösung der Konflikte ein.

Bundesarchiv, Bild 183-Z1117-502 / CC-BY-SA 3.0 via wikipedia

Rathenau war ein Gegner der Deutschnationalen und der Kriegswirtschaft. Er setzte sich für eine demokratische Entwicklung Deutschlands und für eine freie Marktwirtschaft ein. Sein Essay „Zur Kritik der Zeit“ ist bis heute ein wichtiger Beitrag zur politischen Diskussion in Deutschland.

Rathenaus Vermächtnis ist bis heute präsent und seine Ideen und Visionen haben einen bleibenden Eindruck in der deutschen Geschichte hinterlassen. Die Marke Mercedes, die von seinem Vater Emil Rathenau gegründet wurde, ist ein Symbol für deutsche Ingenieurskunst und Qualität.

Häufig gestellte Fragen

Wer war Walther Rathenau und welche Rolle spielte er in der Weimarer Republik?

Walther Rathenau war ein deutscher Industrieller und Politiker, der in der Weimarer Republik eine wichtige Rolle spielte. Er wurde 1867 in Berlin geboren und war der Sohn des Industriellen Emil Rathenau, der die AEG gründete. Rathenau studierte Ingenieurwissenschaften und Philosophie und arbeitete später in der Industrie. Während des Ersten Weltkriegs war er für die Versorgung der deutschen Armee zuständig. Nach dem Krieg wurde er zum Außenminister der Weimarer Republik ernannt. Er setzte sich für die Aussöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern ein und war ein Befürworter des Völkerbunds.

Wie wurde der Mord an Walther Rathenau von der Öffentlichkeit aufgenommen?

Der Mord an Walther Rathenau im Jahr 1922 löste in Deutschland und im Ausland Entsetzen aus. Rathenau wurde von rechtsgerichteten Extremisten ermordet, die ihn für einen Verräter hielten. Die Tat wurde als Angriff auf die junge Demokratie der Weimarer Republik empfunden und führte zu einer Verschärfung der politischen Lage in Deutschland. Der Mord an Rathenau wurde von vielen als Symbol für das Scheitern der Weimarer Republik und den Aufstieg des Nationalsozialismus gesehen.

Wie wurde Walther Rathenau nach seinem Tod geehrt und welche Bedeutung hat er heute?

Walther Rathenau wurde nach seinem Tod von vielen als Märtyrer der Weimarer Republik gesehen. Er wurde auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde in Berlin beigesetzt und erhielt zahlreiche Ehrungen. In vielen Städten und Gemeinden wurden Straßen und Plätze nach ihm benannt. Rathenau gilt heute als einer der bedeutendsten Politiker der Weimarer Republik. Seine Vision von einer europäischen Einigung und seine Bemühungen um die Aussöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern haben bis heute Bedeutung.